La terra dei fuochi

Das Land der Feuer

Im folgenden Text schreibe ich über eine Problematik, die uns immer wieder auf unsere Reise begegnet. Jedes Land hat seine Sonnen- und Schattenseiten. Ich werde auf eine traurige Wahrheit Italiens eingehen, was jedoch keinesfalls verurteilend gegenüber dem Land und seinen Bürger:innen gemeint ist. Wie jedes Land hat Italien wunderschöne Orte und herzliche Menschen.

Auf unserer Route entlang der Küste von Genua bis Neapel blättert der Putz von den Fassaden der Häuser und Müll säumt die Gehwege. Ich habe das Gefühl durch ein liebloses, fast schon totes Land zu fahren. Verlassene Ruinen riesiger Hotels und Ferienanlagen, untergegangen in Müll und Bauschutt. Für mich hat das Land seinen ursprünglichen Charme verloren. Auf jeden Meter am Strand kommen in Italien ca. 10 weggeworfenen Gegenstände. Noch dazu verbergen sich ca. 85 Prozent der Abfälle an den Küsten unter der Meeresoberfläche.

Das Dreieck des Todes

Als Dreieck des Todes oder auch Land der Feuer wird Kampanien, eine Region in Süditalien, nördlich von Neapel bezeichnet.

Seit 1970 werden hier von der Mafia illegal millionen Tonnen Industriemüll verbrannt. Unter anderem Krankenhausabfall, Müll von pharmazeutischen Herstellern und vermutlich auch radioaktiver Abfall.

Die Mafia soll von der Regierung Millionen dafür erhalten haben.

Auch Deutschland brachte wohl radioaktiven Müll nach Italien. Im Gegenzug dafür wurden tausende Tonnen Hausmüll nach Deutschland gefahren und dort verbrannt. 

Der Boden rund um die Region ist hochgradig verseucht, jedoch wurden Verbote zur weiteren Bewirtschaftung ignoriert. Von den Gesundheitsschäden für die Anwohner und Konsumenten brauche ich gar nicht erst berichten.

Ein Problem mit dem wir auf unserer Reise immer wieder konfrontiert werden. Es hinterlässt in mir ein Gefühl der Ohnmacht, Verständnislosigkeit und Verzweiflung.

Warum sind wir Menschen so lieblos und ignorant der Natur gegenüber? Warum ist uns Konsum so unglaublich wichtig? Weshalb fällt uns Verzicht so schwer und warum sind uns die Folgen unseres Handelns immer noch so egal?

Ich mache mir Gedanken über meinen eigenen ökologischen Fußabdruck. Der CO2 Ausstoß unserer alten Marie ist sehr hoch. Im Durchschnitt verbrauchen wir alle hundert Kilometer fast 12 Liter Diesel. Wie kann ich das kompensieren und ist eine Kompensation überhaupt wirklich möglich? Unser Abgas ist ja bereits in der Luft wird eingeatmet und somit ist die Umweltbelastung bereits vorhanden.

Die letzten Jahre war ich auf andere Dinge in meinem Leben fokussiert. Andere Kriesen haben die eigentliche existentielle Kriese der Menschheit in den Hintergrund rücken lassen. Ich denke zurück an mein Studium, eine Zeit in der sich das Bewusstsein für meine Umwelt formte. Eine Zeit in der viel neu gedacht, hinterfragt und verstanden wurde. In der ich privat, sowie in der Hochschule umgeben war von nachhaltigem, zukunftsorientiertem und hinterfragendem Denken. Eine Art Ideologie in einer Bubble.

Ich versuche mich trotz all dem nicht von der Ohnmacht überwältigen zu lassen, sondern weiterhin meine Beiträge zu leisten und die kleinen schönen Momente wahrzunehmen. Auch hier in Italien.

Ein alter Mann mit einer Baskenmütze und tiefen Furchen im Gesicht kommt uns auf einer sandigen Straße entgegen. Ein paar hundert Meter vor uns bleibt er stehen und zündet sich eine Pfeife an. Mir kitzelt es in den Fingern meine Kamera zu zücken und ein Foto zu schiessen. Seine Schafe grasen auf der saftig grünen Wiese neben dem Weg. Die beiden Bordercollies laufen schwanzwedelnd umher und halten die Herde zusammen. Ein Bild wie aus einer anderen Zeit.

Momentaufnahmen

Schreibe einen Kommentar

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Enikö

    Liebe Fanny, so ist leider die Realität und wir sind einzeln nur ein Körnchen aber in der Menge in seinen Auswirkungen ein Hammer. Ein Dilemma was bleibt…Oli sagt, dass Kriese schreibt man ohne e..Krise…Liebe Grüße vom Maspalomas:)