Rudel und Pfoten

Nach vier Wochen verließen wir Ildis Idylle und machten uns auf Richtung Saboia. Evelyns ländlich gelegener Hof Esperanca ist das Zuhause von 40 Hunden, ein paar Hühnern, dem Mastschwein Kotletta, dem etwas kleineren, artverwandten, vietnamesischen Eber Schnitzel, zwei Eseln und vier Hundewelpen. Aufgrund der Jahrtausend Dürre in Portugal herrscht große Wassernot, die nächste öffentliche Dusche befindet sich daher im 20 Autominuten entfernten Dorf – in diesen Genuss kamen wir daher in zwei Wochen nur ein einziges mal. Evelyn lebt seit dreizehn Jahren auf dem schönen Stück Land, ist Kettenraucherin, chronisch übermüdet und hat ihr Leben ganz den Tieren gewidmet. Ihr Haus, das nach Kneipe und Urin riecht, teilt sie sich mit dem Großteil der Hunde und ein paar Mäusen. Das Bad wird von Katzen bevölkert. Im Wohnraum steht ein riesiger Holzstamm der an einen Segelmast erinnert. Der große, einladende Holzofen im Wohn- und Essbereich erwärmt das ganze Haus unter dessen Staubdecke sich ein längst vergessener Charme verbirgt.

Bei all den Tieren bleibt für den Menschen selbst wenig Zeit. Arbeit fällt den ganzen Tag an, der hier viel zu wenig Stunden zu haben scheint.

Der Morgen beginnt mit der Fütterung, anschließend wird Kot eingesammelt und die Näpfe gespült. Wassersparen wird groß geschrieben. Nach dem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück wischen wir das Haus mit desinfizierendem Chlor und es riecht für ein paar Minuten nach Schwimmbad. Die Hundebetten werden ausgeschüttelt und das Welpengehege frisch gemacht.

Auf dem Hof begegnete uns viele Schicksale. Die Welpen wurden in einer mit Wasser gefüllten Plastiktüte im Müll gefunden und von der Polizei bei Evelyn abgegeben. Andere der Hunde wurden geschlagen, an der Kette gehalten oder fristeten ihr Dasein auf den Straßen Portugals. In den zwei Wochen bekamen wir einen tiefen, intensiven Einblick in die Arbeit mit Hunden und die Abgründe der Menschen. Wer sich entscheidet, sein Leben den Tieren zu widmen, braucht mehr als nur Passion. Die Menschen geben meist viel von sich selbst auf und werden zuweilen eigenbrötlerisch.

Während unsere Zeit bei dem Dog Rescue regnete es jeden Tag. Stimmungsmäßig nicht so der Knaller. So konnten wir aber zumindest Regenwasser zum Waschen und für die Klospülung sammeln. Strom und Internet gab es nur im Haus.

Trotz all den Bemühungen steht für uns die Frage im Raum, ob man all den Hunden gerecht wird und das Leben auf dem Hof für sie wirklich die bessere Variante ist. Ich vermag es noch nicht mir ein Urteil darüber zu bilden.

Auf dem Hof lernten wir Christine kennen, die seit vier Jahren mit ihrem Hund Matu und ihrem Campervan unterwegs ist. Ein paar Tage später kam Marcel dazu. Das Gemeinsame Leben machte eine Gemeinschaft aus uns, so unterschiedlich wir auch sind. So kam es, dass wir zusammen weiterzogen, mit einem Tag Pause in Vila do Bispo.

Am 15. Dezember kamen wir beim nächsten Hundeshelter an. Der Empfang war kühl, beziehungsweise gab es keinen. Wir standen verloren in der Gegend rum, bis uns unser Stellplatz gezeigt wurde. Matsch, Wiese, Hundekot. Der Wohnwagen, der für Marcel vorgesehen war, hatte ein Schimmelproblem und roch äußerst fragwürdig. Als ich mit dem Finger gegen die abblätternde Decke drückte, quoll Wasser hervor. Ein weiteres Problem waren die Hunde der Verantwortlichen, die als Rudel herumstreunten und vor denen wir mit unseren eignen Hunden immer auf der Hut sein mussten. Die anderen Hunde waren in kleinen Gehegen untergebracht.

Wir fühlten uns alle nicht besonders wohl und entschieden am ersten Abend gemeinsam weiterzuziehen. Hier sind wir nun, bei Freunden von Christine mit einem großen Stück Land, auf dem auch immer etwas zu tun ist und helfende Hände willkommen sind.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Eni

    Klasse Schweinenamen…..Klasse Foto von euch im Camper, die Reise tut euch 😊…..krasse Lebensbedingungen und Lebensentscheidungen von Menschen….Arme Tiere, die doch besser haben als auf die Straße….passt weiterhin auf euch auf, schöne 🤶 im Grünem…fühlt euch von uns umarmt, Mama und Papa 😘😘😘