Vom Sommer in den Winter

Seit etwas mehr als einem halben Jahr sind wir nun auf Reisen in unserer fast unentbehrlichen Frieda-Marie, die uns bisher nicht ein einziges Mal im Stich ließ und zu unserem Zuhause wurde.

Wie fühlt es sich an so lange unterwegs zu sein und was machen wir eigentlich den lieben langen Tag?

Wellenrauschen, Vogelgezwitscher, ein startender Motor, Hundegebell, hupende Autos oder unvorhersehbare Menschenversammlungen – morgens weckt uns schon lange nicht mehr unser Handy Wecker. Unser Schlafrhythmus passt sich zwangsweise seiner Umgebung an. Es fühlt sich unglaublich befreiend an oft ohne Plan in den Tag zu starten, keine Termine und Uhrzeiten zu haben, nach denen wir uns richten müssen. Aber natürlich sieht das Leben als Reisende in einem Bus nicht immer rosig aus.

Der Morgen vergeht meist schnell. Kaffee, Frühstück, Gassi mit Emil, den Van startklar machen. Letzteres nimmt die meiste Zeit in Anspruch, denn alles muss ordentlich und sicher verstaut werden, damit Emil bei der Fahrt ja kein Buch auf den Kopf fällt (leider alles schon erlebt).

Am Abend zuvor sucht meist Jonathan einen Zielort für den nächsten Tag aus. Vor uns liegen ca. 1-2 Stunden fahrt. Für uns alle eine erträgliche Zeitspanne (Emil hat sich leider immer noch nicht ans Fahren gewöhnt).

Vorbeiziehende Dörfer, Burgen, Städte und endlose Flächen von Plastikplanen unter denen sich das Obst und Gemüse verbirgt, das wir später in unseren Supermärkten finden können.

An unserem neuen Schlafspot erkunden wir die Umgebung und kochen Mittagessen.

Anschließend ist Zeit für Lesen, Zeichnen, einfach nur Musik hören oder was uns noch so einfällt. Jedes Land birgt natürlich auch andere Möglichkeiten es zu erkunden und in die Natur einzutauchen. In Norwegen und Schweden waren es zum Beispiel lange Wanderungen, Feuer machen, Angeln und Kanu fahren. Hier in Spanien verbringen wir viel Zeit am Meer. Bei langen Strandspaziergängen staunen wir über die endlose Weite des Horizonts. An klaren Tagen scheint die bergige Küste Afrikas nur einen Katzensprung entfernt zu sein.

Ich könnte den ganzen Tag damit verbringen am Strand entlang zu laufen und mich hin und wieder nach einer wunderschönen Muschel zu bücken. Jedes Mal wenn die Wellen den Strand überschwemmen bin ich ganz gespannt was sie dieses Mal mit sich bringen.

Natürlich gibts es auch Tage die von alldem abweichen. Ich erinnere mich an den Tag, als wir gerade dabei waren uns in einem Surfshop ein Board zu kaufen. Emil und ich warteten vor dem Eingang in der Sonne, als ein weißer Van an uns vorbei fuhr und nur wenige Meter später stehen blieb und den Rückwärtsgang einlegte. Der Van kam vor uns zum stehen und eine junge Frau sprach mich auf englisch an. Sie war auf der Suche nach ihrem Hund Simba, der wohl auch ein Golden Retriever war. Wie es der Zufall so wollte hatten wir den Hund eine halbe Stunde zuvor ein paar Straßen weiter herumstreunern sehen. Natürlich hatten wir uns gewundert, er trug jedoch ein Halsband, weshalb wir davon ausgingen, dass er kein Strassenhund und in der Umgebung zuhause war.

Nun hatten wir eine Mission, die den ganzen Nachmittag füllte. Wir waren auf der Suche nach Simba. Zu Fuß liefen wir durch die Straßen von Vale do Bispo. Von Simba weit und breit keine Spur. Ein paar Stunden später trafen wir nochmals auf die junge Frau die nicht allzu besorgt schien und meinte, dass Simba sich vielleicht einfach schon selbst auf den Heimweg gemacht hatte. Wir hoffen natürlich dass Simba wieder wohlauf zuhause ankam.

Fast jeden zweiten Tag müssen wir uns auf die Suche nach Wasser machen. Gar nicht so einfach in Ländern mit Wasserknappheit. Ein paar mal sind wir schon auf 6L Kanister aus dem Supermarkt ausgewichen, was nicht unbedingt die Müllreduzierendste Lösung ist.

Die Tage vergehen schnell und nach all den sonnigen Monaten im Süden hat der Winter uns nun eingeholt. Die kleinen Fenster unseres Vans sind morgens von glitzernden Eiskristallen bedeckt und in der kalten Luft sehen wir unseren Atem weiß schimmern.

Vor ein paar Tagen viel uns eine angenagte Toastpackung in unserem Vorratsschrank auf. Die niedrigen Temperaturen brachten uns einen blinden Passagier, der sich, auf der Suche nach einem gemütlichen Nest zum überwintern, bei uns eingenistet hatte. Eine Maus? Davon gingen wir aus. Nachdem wir der Spur folgten und ihr Versteck fanden erhaschten wir einen Blick aus das Tier. Ziemlich groß für eine Maus. Wohl eher eine Ratte. Sie musste leider dran glauben, denn das Risiko, dass sie Kabel anknabbern könnte war zu hoch

Irgendwie bin ich dankbar nun doch noch etwas vom Winter, wie wir ihn aus der Heimat kennen, zu spüren. Auf unserem Weg gen Frankreich ist der Horizont mit weißen Berggipfeln gespickt und die Landschaft wird felsiger und schroffer. Der Wald wird endlich wieder dichter und Emil blüht bei den Spaziergängen im knarzenden Schnee richtig auf.

Anfang Februar werden wir gemeinsam mit Jonathans Schwester Tine und ihrem Freund Sandro das nächste Kapitel unserer Reise beginnen. Treffen werden wir sie in Ligurien und von dort aus zusammen Italien und Griechenland entdecken.

Momentaufnahmen

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Enikö

    Schöne Fotos und schöne Beschreibungen Schatzi..Weiterhin gute Fahrten und eine schöne Zeit mit Tine und Sandro. Wir freuen uns auf hoffentliches baldiges Wiedersehen mit euch.
    Wir haben dich, euch lieb….