Erde, Stein & Auberginen

Seit zehn Tagen sind wir bei unserer ersten workaway Stelle in Portugal, bei der lieben Ildi. Abseits vom nächsten Dorf, dass circa fünf Minuten mit dem Auto entfernt ist, lebt sie umgeben von Wäldern auf einem schönen, aber steilen Stück Land. Jeden morgen wachen wir mit dem plätschern des Baches in den Ohren auf und Abends ist der dunkle Himmel von Sternen übersät und ein Eulenpärchen, dass wohl schon seit Jahren hier lebt, ruft sich fortwährend zu.

Tagsüber arbeiten wir an einer Steinmauer, die als Grundlage für den zukünftigen Hasenstall dienen wird. Die Arbeit ist körperlich sehr anstrengend und fordernd, aber macht wirklich Freude. Wir hacken auf die steinige Erde ein und schaufeln sie dann Bergeweise aufeinander. Das Fundament ist fast fertig und die Baumaterialen wurden bereits geliefert. Ildi meint wir hatten  ziemlich Glück, denn das kann in Portugal gerne mal mehrer Monate dauern. Die Portugiesen nehmen es nicht so genau mit Pünktlichkeit.

In den ersten Nächte waren wir geplagt von Rückenschmerzen und ich hatte Muskelkater in beiden Armen. Mittlerweile merke ich aber, wie sich Muskeln bilden und ich mehr Kraft entwickle. Jeden Tag sehen wir, was wir geschafft haben und wir sehen auch, wievielt Kraft und Energie es uns gekostet hat. Ein sehr befriedigendes Gefühl.

Abends kochen wir und sitzen mit Ildi zusammen auf der Terrasse mit Blick auf das Grundstück und den Wald. Die Sonne geht unter und der Mond kommt hinter den Baumwipfeln hervor.

Unser Alltag ist erfüllt von Begegnungen und kleinen Entdeckungen. Jeden Tag lernen wir die Umgebung etwas besser kennen. Im Süden Portugals leben viele Auswanderer, einige davon Deutsche, die sich oftmals eingeengt von der deutschen Bürokratie und den Vorschriften fühlten. Hier suchten und fanden sie ein Stück Freiheit. Die meisten Menschen sind teilweise Selbstversorger, da die Lebensmittelpreise vergleichbar mit denen in Deutschland sind, das durchschnittliche Einkommen jedoch nur die Hälfte beträgt.

Bei unseren Spaziergängen kommen wir immer wieder mit Nachbarn ins Gespräch, werden von Wachhunden verfolgt, finden eine Schlangenhaut, oder sammeln andere Naturmaterialien die wir zum Basteln verwenden. Besonders angetan hat es mir die Rinde der Korkeiche, die hier überall wächst. Was wir selbst nicht wussten: Portugal ist der größte Korkhersteller der Welt.

Ich fühle mich hier sehr nah zur Mutter Erde und nehme die positive Energie in mich auf. Wir sind frei von Stress und Sorgen und es ist viel Raum für Träume da, die nach und nach Form annehmen. Der vergangene Alltag in Deutschland scheint ganz fern und das ist auch völlig in Ordnung. Ich glaube es ist wichtig, dass wir uns einfach mal Zeit nehmen zu sein und uns klar machen, dass wir nicht immer über die neuesten Veränderungen in der Welt bescheid zu wissen brauchen. Ich habe das Gefühl, dass sich gerade vor allem mein Geist erholt und ich mich mehr mit Dingen beschäftige die gerade auch relevant für mich sind. In Deutschland habe ich mich oft machtlos gegenüber all dem Elend in der Welt gefühlt. Ich wurde von dem Gefühl getragen zu wenig für andere Lebewesen, denen es schlechter als mir geht zu tun. Hier ist das anders. Meine Gedanken kommen zur Ruhe und ich besinne mich auf das was mich umgibt und das was ich tun kann. 

Ich kann lieben, Mitgefühl zeigen, und barmherzig zu jedem Lebewesen sein.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Enikö

    Tatsächlich können wir sichtbare Muskelmassen an deiner Schulter sehen…und Papa sagt dort gibt es auch Skorpione, deshalb, immer morgens die Schuhe ausklopfen und ihr habt eine schöne Katze:) genießt den Müßiggang und die schöne Natur. Fühlt euch von uns gedrückt 😀