Frieden beginnt bei mir selbst.

Es fiel mir gar nicht so leicht, diesen Text zu beginnen. Nicht aus Mangel an Ideen, im Gegenteil – mein Kopf ist so voll von Gedanken, dass es mir schwer fällt sie zu ordnen.

Ich blicke auf das Letzte Jahr zurück, mit Abstand das bisher forderndste Jahr meines Lebens. Ein Jahr in dem ich über mich hinauswuchs. In dem ich Mutter wurde und lernte Mutter zu sein. In dem ich an meine physichen und psychichschen Grenzen kam und zur selben Zeit merkte, wieviel mehr Kraft, Energie und Wille in mir stecken.

Im letzten Jahr habe ich eine traumatische Geburt verarbeitet, jeden Tag und jede Nacht meinen Körper mit meinem Sohn geteilt, daran gezweifelt ob ich wirklich weiter stillen möchte, weil meine Kräfte so am Ende waren, weiter gestillt, weil es meine größte Überzeugung ist und es sich so richtig und wunderschön anfühlt.

Das ganze letzte Jahr steht unter dem Namen meines Sohnes und so wird es auch erstmal weitergehen.

Nun ist es jedoch Zeit, eine Pause zu machen. Eine Rast. Innezuhalten im Moment. Endlich merke ich – genau das, ist im Moment meine größte Aufgabe. Wertzuschätzen was ich in den letzten Monaten geleistet habe. Stolz auf mich sein. Darauf, was mein Körper geleistet hat. Die Zeit mit Henry zu genießen, mit meinem Mann, mit meiner kleinen Familie. Da zu sein. Für uns und für mich. Meine größte Aufgabe ist es, mit mir zufrieden und im Reinen zu sein. Mit der Version, die ich gerade bin. Mich und mein Leben nicht optimieren zu wollen, sondern anzunehmen was ist. Denn wenn ich das endlich mal tue, merke ich, dass ich alles habe. Alles, was ich mir je erträumt habe.

Es ist Teil des Lebens, dass nicht alles perfekt ist, nicht alles super ordentlich, sauber, oder zeiteffizient. Ganz ehrlich: ich zerdenke oft kleinste Kleinigkeiten und verpasse dadurch den Moment. Ich bin manchmal ungeduldig mit meinem Sohn und einfach nur genervt. Jonathan und ich haben in letzter Zeit oft keine besonders schöne Kommunikation miteinander gehabt. Wir sind gerade in einem Prozess und haben beide Baustellen. Wir hatten im letzten Jahr wenige Momente als Paar und offen gesagt können wir unseren Sex letztes Jahr an zwei Händen abzählen. Aber auch diese Zeiten gehören zu einer Partnerschaft, einer Ehe und der menschlichen Existenz dazu. Und dazu stehe ich ganz ehrlich, weil ich es wichtig finde solche Themen nicht zu verschweigen, sondern offen anzusprechen, denn sie sind ganz normal. Unsere Partnerschaft ist nicht perfekt, wie keine. Worauf ich jedoch stolz bin ist, dass wir wissen wie der andere denkt – wir teilen unsere Sorgen und Ängste und sind auch mal von den Gedanken und der Ehrlichkeit des anderen verletzt. Das ist Teil dieser Ehrlichkeit. Es ist aber meine Überzeigung, dass wir mit dieser Grundlage alles schaffen können.

Ich bin nicht perfekt, aber ich bin ich. Ich bin auch mal schlecht gelaunt, verpeilt, überdenke, sag etwas verletzendes, hab keine Kraft, finde mich nicht schön, vergleiche mich. Das ist okay, das gehört eben zu meinem jetzigen ich dazu. Und diese Seiten an mir nehme ich genau so an, wie all die schönen, unvergleichlichen Aspekte meines Seins.

Und während ich diese Worte schreibe, schaffe ich es ein bisschen mehr Frieden in mein Leben zu bringen. Denn Frieden ist das, was wir alle, das was die Welt gerade am meisten braucht. Frieden beginnt bei mir selbst.

Danke, dass Du, wer auch immer du bist, meine Gedanken bis zum Ende gelesen hast. Ich wünsche dir, dass auch du, liebevoll zu dir selbst bist und Frieden mit der Version schließen kannst, die du gerade bist.

Momentaufnahmen

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Kathrin

    Liebe Fanny
    Danke für deine ehrlichen, offenen und auch rührenden Worte. Sie trafen mich ins Herz, weil ich mich so sehr darin wiederfinde.
    Ich wünsche dir, dass du immer öfter diesen Frieden in dir spürst. Und dass deine Worte viele Menschen lesen und auch dazu angeregt werden.
    Ganz liebe Grüße
    Kathrin (die schwangere Braut von 2022 mit der süßen schwarzen Pudeldame namens Lotta, vielleicht erinnerst du dich.
    Wir hätten im Juni 2022 doch dich als unsere Hochzeitsfotografin aussuchen sollen. Schade, dass wir uns aus finanziellen Gründen für den anderen Fotografen entschieden hatten.)

    1. Fanny

      Liebe Kathrin, ich erinner mich natürlich noch ganz genau an euch drei!

      Vielen Dank für deine lieben Worte. ♥️ Es tut richtig gut zu hören, dass dich der Text so berührt hat und dass es dir ähnlich ging/geht wie mir.

      Tut mir leid, dass ihr mit eurem Hochzeitsfotografen nicht so zufrieden wart. Ich bin inzwischen auch als Familienfotografin tätig, falls ihr euch mal verewigen möchtet. 🙂

      Meine Webseite: https://fannykrugfotografie.mypixieset.com/

      Ich wünsche euch alles gute und einen wunderbaren Sommer.

      Fanny

  2. Julia

    Liebe Fanny,
    toller Text und wunderschöne Fotos!